6. Etappe: Madonna di Campiglio - Riva del Garda
(Untertitel: Das Sahnehäubchen)
Während der letzten sechs Tage, war immer das während der ersten Etappe gefahrene Hahntennjoch das Maß aller Pässe. Immer wieder wurden die Steigungen der Pässe mit denen des Hahntennjochs verglichen und alle meinten, am Hahntennjoch die meisten Schwierigkeiten gehabt zu haben. Dieses Bild sollte jedoch am letzten Tag relativiert werden. Jörgs Briefing vor der Etappe fiel relativ knapp aus und man konnte angesichts der nur 70 km langen Etappe nach Riva del Garda den Eindruck gewinnen, dass man schon am Ziel sei, zumal es nur noch 1.418 m bergauf und ganze 2.862 m bergab gehen sollte. Was sollte uns Bergziegen da noch aufhalten. Bestärkt wurde diese Meinung dadurch, dass Jörg gestern sagte, wer über den Passo Gavia sei, würde auch in Riva del Garda ankommen und den hatten ja alle wie schon beschrieben mit Bravour gemeistert.
Also starteten wir heute erst um 9:30 Uhr in Madonna di Campiglio bei herrlichem blauen Himmel und angenehmen Temperaturen. Die ersten 21 km rollten wir nur bergab und nur rote Ampeln an einigen Baustellen konnten uns bremsen. Dann bog Jörg auf einmal von der Hauptstraße links ab in Richtung Passo Daone, einem Märchenpass, wie Jörg ihn nannte. Die Straße wurde immer schmaler, bis sie nur noch ein Auto breit war und die Steigung nahm schlagartig zu. Einige Steigungsmesser gaben maximale Steigungen von 19% an. Jetzt hatten einige doch arg zu kämpfen. Der Pass hatte insgesamt 680 hm verteilt auf 6 km Länge. Die anfängliche brutale Steigung nahm zur Passhöhe hin zum Glück stetig ab und alle erreichten diese wiederum fahrend. Trotzdem war es ein schöner Pass, dessen Straße komplett von Bäumen gesäumt ist, deren Kronen die Straße auch nach oben vor dem direkten Sonnenlicht schützen. Obwohl wir durch die Anstrengungen schwitzten froren unsere Fahrer und sie zogen sich Windwesten an.
Auf der Passhöhe erholten und stärkten wir uns, um dann gemeinsam abzufahren und in einem der nächsten Orte eine Kaffeepause einzulegen. Das Hahntennjoch hatte plötzlich seine führende Position in der Schwierigkeitsrangfolge verloren und an seine Stelle trat der Passo Daone. Jörg grinste etwas verschmitzt, aber er erinnerte noch einmal daran, dass gestern Abend beim Abendbrot Stimmen zu hören waren, die heute von Durchstarten sprachen, da man ja keine Körner mehr für den nächsten Tag aufheben müsse. Jetzt glaubten aber alle, dass nichts mehr kommen könne, aber warum verdrückte Jörg beim Kaffeetrinken zwei Packungen Powergel??? Kam doch noch was?
Nach der Pause ging es wieder auf eine ganz schmale Straße (wenn man überhaupt noch von Straße sprechen kann) und die Steigung war brutal. Sie dürfte stellenweise jenseits der 20% gewesen sein. Einige mussten hier vom Rad und die Rangfolge der steilsten Rampen wurde erneut durcheinander gewürfelt. Das letzte Stück des Passo Durone war dann einigermaßen fahrbar aber angesichts der in den letzten Tagen durchlebten Strapazen trotzdem nicht einfach zu fahren. Als wir dann auch diesen Pass hinter bzw. unter uns gelassen hatten, sollte es wirklich rollend nach Riva del Garda gehen.
Zwar war da noch der Passo Ballino, aber dieser Pass konnte uns dann wirklich nicht mehr stoppen, mehr Probleme machte da schon der auflebende Gegenwind. Aber trotzdem durften wir uns dann endlich am Anblick des Tennosees erfreuen und einige Kehren später dann am Anblick des Gardasees aus 450 m Höhe über Riva del Garda. Ein beeindruckender Anblick, wir haben es also geschafft, eine Alpenüberquerung mit dem Rennrad in 6 Tagen.
Angekommen am Gardasee sprangen dann wirklich einige in Radmontur in den See und badetet – sogar Flachköpper von einer Schwimminsel wurden gemacht (Ich hoffe es gibt Bilder, die dies belegen). Jetzt haben wir die Hotelzimmer bezogen, sind geduscht und werden gleich wohl erst einmal kräftig feiern gehen. Morgen ist dann noch Regeneration angesagt und erst Übermorgen geht es in die Heimat zurück. Wenn alle das Erlebte verdaut und analysiert haben, werden hier sicherlich noch einige Kritiken und Fazits veröffentlicht.
Bevor ich jedoch diesen Tagesbericht schließe, möchte ich meinen aller größten Dank an Andreas, Lutz und Peter für die perfekte Organisation und an Heinz und Hans-Werner für die super tolle Betreuung, Verpflegung und die vielen Späßchen und Aufheiterungen während der letzten sieben Tage aussprechen. Danke Jungs, dass war SUPER!!!
Als in diesem Sinne
Jörg